Teil 2: Bedrohung oder Chance?
Arbeit ist in unserer Gesellschaft weit mehr als Mittel zum Zweck. Über sie definieren Menschen ihr Sozialprestige. Eine sinnstiftende Arbeit dient der Selbstbestätigung und nimmt in unserem Wertekanon eine führende Position ein.
Arbeit ist damit ein wichtiges Kulturgut und deshalb Gegenstand fortwährender philosophischer und ethischer Debatten.
Die unter den Begriffen «Digitale Transformation» und «Industrie 4.0» bekannte vierte industrielle Revolution zwingt uns verstärkt, über den Inhalt der Arbeit, deren Wert und den verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen nachzudenken.
Gegenwärtig wird eifrig debattiert, wie man im Zuge der Automatisierung Arbeitsplätze schützen und erhalten kann. Zwingen uns die aktuellen Entwicklungen nicht dazu, auch in diesem Bereich bestehende Denkmuster und Ideologien über Bord zu werfen?
Fokussieren wir uns statt auf die Bedrohungen vermehrt auf die Chancen der aktuellen gesellschaftlichen Umwälzungen. Es sollte unser Ziel sein, die menschliche Arbeit im herkömmlichen Sinn so weit wie möglich zu eliminieren. Das mag ungewohnt und provokativ tönen. Aber bietet sich nicht mit jedem automatisierten Prozess oder jeder maschinenunterstützten unternehmerischen Entscheidung die Chance zur Gestaltung von neuen Freiräumen, die Menschen entsprechend ihrer Fähigkeiten, Möglichkeiten und Bedürfnisse nutzen könnten? Diese Änderungen im Arbeits- und Konsumverhalten würde grossartige gesellschaftliche Perspektiven eröffnen. Voraussetzung dafür sind allerdings völlig neue Denkmodelle zu Arbeit und deren Bedeutung in der Gesellschaft.
Diese Entwicklungen bergen einige Gefahren und Risiken. So könnte die erhöhte Produktivität zu einseitig verteilt werden und in der Folge die Schere zwischen Armut und Reichtum weiter öffnen. Hier gilt es, die Interessen aller gesellschaftlichen Schichten im Auge zu behalten und mit den Veränderungen verantwortungsvoll umzugehen.
Die gewaltigen Chancen auf mehr Freiräume, Innovationen und Lebensqualität sind es allerdings wert, die gewohnten Pfade zu verlassen und die Entwicklung dieser neuen gesellschaftlichen Werte voranzutreiben. Das neue Paradigma muss lauten: Der Mensch definiert sich nicht mehr primär über seine Arbeit im herkömmlichen Sinne, sondern nutzt die neuen Freiräume im geschäftlichen, gesellschaftlichen und eigenen Interesse. Die Geschäftsmodelle der Zukunft müssen sich diesen Entwicklungen anpassen.
Wir stehen vor grossen Umwälzungen. Den kommenden Wertedebatten sollten wir uns selbstbewusst stellen. Digitalisierung ist nicht nur ein Spielzeug für Digerates. Sie hat das Potential, unsere Weltordnung neu zu definieren. Das ist für jeden einzelnen Menschen eine grossartige Perspektive und jedes Unternehmen Anreiz, sich mit der notwendigen Priorität der Gestaltung der für das 21. Jahrhundert passenden Geschäftsmodelle zu widmen.
Am Anfang dazu stehen ein kritischer Blick auf die Unternehmensarchitektur und die Geschäftsprozesse. Denn sie stehen im Epizentrum der Digitalen Transformation.
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